The Outer Worlds 2 Review

Veröffentlicht am 23. Oktober 2025 um 15:00

Mit The Outer Worlds 2 steht nächste Woche schon der nächste potenzielle Erfolgshit aus dem Hause Obsidian Entertainment unter der Schirmherrschaft von Xbox in den Startlöchern. Ich habe einen Key zur Verfügung gestellt bekommen und darf euch nun mitnehmen auf die Reise durch die abgedrehte, falloutinspirierte Rollenspiellandschaf von Outer Worlds 2 und gemeinsam gehen wir der Frage nach: Kann auch der zweite Teil des Spiels begeistern wie das Erstlingswerk oder ist es letztendlich nur mehr vom gleichen?

Risse, Rache und Machtspiele

In Outer Worlds 2 verschlägt es uns in ein neues Sternensystem namens Arcadia, fernab der bekannten Halcyon-Kolonie. Wir schlüpfen in die Rolle eines Agenten des Earth Direktorats, einer irdischen Organisation, die versucht, Ordnung in einem chaotischen interstellaren Machtgefüge zu wahren. Die Mission beginnt mit der Untersuchung mysteriöser Raum-Zeit-Risse, die nicht nur die physikalische Realität bedrohen, sondern auch religiöse und politische Spannungen auslösen. Kritisch dabei, eben jene Risse stehen im Zusammenhang mit einer ehemaligen Verbündeten von uns, die wir von nun an jagen. Ja, man könnte sagen The Outer Worlds 2 bietet eine intergalaktische Rache-Story mit Mord, Verrat und Totschlag.

Doch bevor all dies beginnt, erstellen wir unseren Charakter im recht ausgefallenen und umfangreichen Charakter Editor. Hier wählen wir nicht nur unser Aussehen, sondern bestimmen den Hintergrund unserer Figur, definieren seine Eigenschaften und die Fertigkeiten, mit denen wir ins Spiel starten. Doch die Auswahl mag wohl überlegt sein, denn anders als in vielen aktuellen Rollenspielen auf dem Markt, ist unsere Auswahl nicht nur bloße Formsache, sondern kann Auswirkungen auf unsere Spielweise am Anfang haben. Wählt also mit Bedacht!

Schon der erste Planet im Spiel ist ein wunderbares Beispiel, für die Story und Handlung, die in Outer Worlds 2 eine große Rolle spielen und zeigt uns eindrucksvoll, wie verzweigt und kompliziert hier alles miteinander verwoben ist.

Paradise Island ist voller Konflikte: Die autoritäre Regierung des Protektorats versucht mit harter Hand Stabilität zu erzwingen, während der Megakonzern Auntie’s Choice mit wirtschaftlicher Macht und privater Armee seine Interessen durchsetzt. Gleichzeitig erhebt sich eine religiöse Bewegung, die die Risse als göttliche Zeichen interpretiert und eine spirituelle Revolution anstrebt. Wir entscheiden, ob wir uns einer dieser Fraktionen anschließen, sie gegeneinander ausspielen oder unseren eigenen Weg gehen. Entsprechend gibt es auch im zweiten Teil wieder eine Anzeige dafür, wie gut unser Ruf bei den Fraktionen ist und dies kann uns Türen im Spiel öffnen oder schließen.

Auch in der Erzählung und Inszenierung der Geschichte bleibt The Outer Worlds 2 seinen Wurzeln treu: schwarzer Humor, bissige Gesellschaftskritik und echte Entscheidungsfreiheit prägen das Abenteuer. Diesmal in einem noch größeren, komplexeren Universum.

Story: 7/ 10

Gameplay & Entscheidungsfreiheit: Dein Weg zählt

Schon recht früh dürfen wir in unserem Raumschiff-Navigator die erste Welt ansteuern und werden in die große Landschaft des ersten Planeten entlassen. Wobei große Welt hier mal eben definiert werden muss. Wer auf jedem Planeten eine eigene Open World erwartet, der wird enttäuscht. Es handelt sich hierbei eher um große, aber abgeschlossene Areale, die der Schauplatz für die Quest’s sind, die uns aufgetragen werden. Hiervon gibt es jede Menge. Entweder folgen wir der Hauptquest oder wir erledigen Nebenaufgaben, die auch oft mit dem Hauptgeschehen zusammenhängen. Wer weiterkommen will, kann oftmals nicht einfach stur der Mainquest folgen, sondern findet sich oft in Situationen wieder, wo es hilfreich ist einer bestimmten Person zu helfen, um das große Ziel zu erreichen und weiterzukommen.

Wie ihr das allerdings genau anstellt und welchen Weg ihr dabei einschlagt ist vollkommen euch überlassen. Outer Worlds 2 legt in Sachen Entscheidungsvielfalt nochmal einen obendrauf und überlässt die meisten Entscheidungen dem Spieler selbst. Die Konsequenzen eures Handelns sind aber ebenso groß wie eure Entscheidungsvielfalt. Also passt genau auf was ihr tut.

Ich habe es mir beispielsweise mit einem Questgeber verscherzt und habe mir so den Weg in der Hauptquest nur unnötig erschwert. Lest die zahlreichen Dialoge im Spiel also gut durch und entscheidet.

Oftmals ist es, wie in einem Rollenspiel üblich, aber auch entscheidend wie ihr euren Charakter geskillt habt. Viele Optionen hängen etwa davon ab, wie gut euere Fertigkeiten wie Redegewandtheit oder ähnliches sind. Aller zwei Levelaufstiege, könnt ihr zudem einen Vorteil für euren Charakter wählen. Die Skills sind also nicht nur Beiwerk, sondern werden nahtlos ins Gameplay integriert und haben echte Auswirkungen. Auch hier bietet der zweite Teil nochmal mehr als das Erstlingswerk. Je nachdem wie ihr spielt, erkennt das Spiel auch Nachteile und möchte euch diese zuweisen. Es liegt dann an euch, ob ihr die Nachteile akzeptiert, um beispielsweise die Authentizität eures Charakters zu steigern.

Auch in The Outer Worlds 2 bekommt ihr wie in jedem Obsidian Spiel Begleiter zur Verfügung gestellt. Diese könnt ihr ebenfalls aufleveln lassen, mit Fertigkeiten versehen oder mit Gruppenverbesserungen ausstatten. Jeder Begleiter hat seine eigene Geschichte und oftmals auch eigene Aufgaben, die man je nach Laune erfüllen kann oder eben nicht.

Die Begleiter sind gerade wegen ihrer Fähigkeiten im Kampf am Anfang sehr nützlich. Allerdings sind sie dort schon so gut, dass sie fast schon unabdingbar sind und ein reines Solo-Spielen ist zwar möglich aber deutlich schwieriger, als wenn ihr die Begleiter dabeihabt. Das beißt sich ein wenig mit der sonst so großen Entscheidungsfreiheit im Spiel.

Gunplay und Loot trifft auf Rollenspiel

Ansonsten gilt es neben den Quest‘s oder währenddessen immer schön viel zu looten und alles mitzunehmen. Die meisten Gegenstände besitzen einen Wert und gerade zu Beginn braucht ihr jeden Credit um euch Munition, Heilung oder Ausrüstung kaufen zu können. Ein Loot-Shooter wird Outer Worlds 2 deswegen zwar nicht, aber es ist schon ein wichtiger Bestandteil des Hauptgameplays.

Solltet ihr die Gegenstände nicht verkaufen, könnt ihr das meiste immer noch dafür nutzen, um Gegenstände zu craften oder an der Werkstatt Verbesserungen oder Mods für eure Ausrüstung herzustellen. Wer Beschäftigung sucht, der wird sie in dem Spiel also definitiv finden.

Abseits davon gibt es jedoch nicht viele Gründe, die großen Areale des Spiels zu erkunden. Klar, ab und zu trifft man mal auf die ein oder andere Gruppe von Menschen, aber prinzipiell bleibt das Spiel abseits des Weges recht uninteressant. Die Welt sieht imposant aus, wirkt mir dann aber bei genauerer Betrachtung zu unbelebt. Richtige Action und Leben gibt es meist nur in den Kolonien und die Welt dazwischen ist meist nur dafür da, um von A nach B zu kommen und ab und zu mal ein paar Monster zu töten. Auch die Nebenquests reichen hier nicht aus um Abseits des Hauptstrangs mehr leben ins Spiel zu bringen. Sie sind zwar oft mit der Hauptstory verknüpft, doch kommen qualitativ nicht an diese heran. Oftmals suchen wir hier nur bestimmten Personen, Gegenstände oder gehen simplen hol und bring Aufgaben nach. Hier hätte ich mir deutlich mehr vom Spiel erhofft. Oftmals fühlt es sich dann so an, als würde man nach der erledigten Arbeit einfach nur einen Haken an das Gebiet machen, es hinter sich lassen und zum nächsten Planeten aufbrechen. Man kann die Planeten zwar immer wieder besuchen, aber viel Wert hat dies nicht, da hier einfach die Beschäftigung und auch Masse an guten Quests fehlt, um zu sagen ,,Da gehe ich später im Spiel nochmal hin“.

Im Gegensatz dazu, möchte ich für das Kampfsystem im Spiel ein Lob aussprechen. Die Kämpfe und auch das Movement im Allgemeinen fühlen sich in Outer Worlds 2 noch besser an als im Vorgänger. Die Schießereien gehen flüssig von der Hand und machen jede Menge Spaß. Von diesem Gunplay können sich einige Genre-Kollegen eine dicke Scheibe abschneiden.

Sollten die Schusswaffen mal nicht ausreichen, so können wir uns immer noch mit Granaten behelfen oder aktivieren eine unserer zahlreichen Fertigkeiten im Kampf. Ja, das ist einfach spaßig und passt so gut in die restlichen Mechaniken des Spiels.

Die Auswahl der Waffen und Ausrüstung hätte für meinen Geschmack jedoch gerne noch etwas größer ausfallen dürfen.

Insgesamt also ein recht stimmiges Gameplay mit kleinen Schönheitsfehlern.

Gameplay: 8/10

Licht, Schatten und Obsidian-Flair

Schönheit findet sich auch in dem grandiosen Design der Welten von Outer Worlds 2 wieder. Hier gibt es wieder mal eine gute Mischung aus bunten Farben und dreckigen, zerstörten Welten.

Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei und da man in keiner der Welten länger als 3-4 Stunden verweilt, gibt es auch immer recht schnell Abwechslung für unser Auge. Auch technisch läuft das Spiel auf einem Mittelklasse-Rechner recht passabel und sieht dabei immer noch recht ansprechend aus. Probleme oder Abstürze hatte ich während des gesamten Testzeitraums nicht ein einziges Mal. Das ist in der heutigen Zeit, wo Spiele oft unfertig erscheinen, verdammt viel Wert.

Man spielt hier optisch sehr gut mit dem Einsatz von Licht und Schatten und auch Reflexionen werden sehr schön ins Bild eingebunden, um genau die Stimmung zu erschaffen, die man gerade haben möchte. Hier haben sich die Entwickler offensichtlich viel Gedanken gemacht.

Einzig und allein bei den Animationen der Charaktere sehe ich kleine Schwächen, da diese hin und wieder recht steif wirken, wie ich es in meinem Avowed-Review bereits angemerkt habe.
Das scheint einfach zu Obsidian dazuzugehören.

Ansonsten bietet man uns hier allerdings schöne Welten, die uns in ihren Bann ziehen und garniert wird das Ganze mit einem wunderbaren Artdesign, welches untrennbar mit dem Spiel verbunden ist.

Design + Grafik: 8/10

Fazit: Solide Fortsetzung mit Luft nach oben

Obsidian liefert mit The Outer Worlds 2 eine solide Fortsetzung, die die Stärken des Vorgängers ausbaut, aber nicht überall neue Maßstäbe setzt. Die Story bietet eine spannende Mischung aus intergalaktischer Rache, politischen Machtspielen und religiösem Fanatismus, eingebettet in ein komplexes Fraktionssystem mit echter Entscheidungsfreiheit. Zwar bleibt die Erzählweise dem bissigen Humor und der Gesellschaftskritik treu, doch die narrative Tiefe erreicht nicht ganz die Klasse des Originals.

Spielerisch überzeugt das Game mit einem verbesserten Kampfsystem, flüssigem Gunplay und sinnvoll integrierten Skills, die echten Einfluss auf den Spielverlauf haben. Die Begleiter sind stark, fast zu stark, was die Solo-Spielbarkeit einschränkt. Die Weltgestaltung ist visuell beeindruckend, leidet jedoch unter mangelnder Lebendigkeit abseits der Hauptpfade. Nebenquests und Erkundung bieten zu wenig Anreiz, um die Areale mehrfach zu besuchen.

Technisch läuft das Spiel stabil und sieht auch auf Mittelklasse-Hardware gut aus. Das Artdesign ist atmosphärisch und abwechslungsreich, nur die Charakteranimationen wirken stellenweise steif.

Unterm Strich: The Outer Worlds 2 ist ein unterhaltsames Rollenspiel mit starker Entscheidungsfreiheit, gutem Gameplay und charmantem Design, aber auch mit erzählerischen und strukturellen Schwächen, die den ganz großen Wurf verhindern. Wer den ersten Teil mochte, bekommt hier mehr davon – mit kleinen, aber spürbaren Verbesserungen.

Wertung: 8/10

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.